Neue Kampagne für die BIG Hotline wir sind für dich da
Unsere neue Kampagne räumt auf mit Vorurteilen zu Häuslicher Gewalt.
Gewalt hat viele Formen.
Wenn wir den Begriff Häusliche Gewalt hören, haben viele von uns eine Reihe von Stereotypen vor Augen:
Ein blaues Auge. Ein hilfloses Opfer. Ein unsympathischer, aggressiver Täter.
Die Realität ist allerdings viel komplizierter.
Mit unserer neuen Kampagne machen wir darauf aufmerksam.
Häusliche Gewalt fängt meistens mit nicht-körperlicher Gewalt an.
Bei Häuslicher Gewalt geht es immer um Macht und Kontrolle.
Das kann bedeuten:
- Der Täter verbietet dir, deine Freund*innen zu treffen.
Vielleicht will er sogar, dass du deine Familie seltener siehst.
So verlierst du nach und nach dein soziales Umfeld und bist auf dich allein gestellt.
Das nennt man auch soziale Gewalt. - Der Täter kontrolliert dein Geld.
Zum Beispiel musst du dein Gehalt auf ein Konto überweisen, zu dem du keinen Zugriff hast.
Oder du darfst nicht arbeiten gehen.
Dann musst du immer fragen, wenn du etwas kaufen willst.
So kannst du keine eigenständigen Entscheidungen für dein Leben treffen.
Das nennt man auch finanzielle Gewalt. - Der Täter lauert dir auf.
Obwohl du ihn nicht sehen willst, wartet er vor deiner Wohnung oder bei deiner Arbeit auf dich.
Oder er schickt dir ständig Nachrichten.
Das nennt man auch Stalking. - Der Täter kontrolliert dein Handy.
Er liest deine Nachrichten und will wissen, was du dir im Internet anguckst.
Dadurch wird es schwer, dir Hilfe zu suchen oder jemandem davon zu erzählen, dass du Angst hast. - Der Täter droht dir mit schlimmen Dingen, wenn du nicht machst, was er will.
Vielleicht droht er damit, nicht nur dir wehzutun, sondern auch anderen Menschen, die dir wichtig sind.
Auch damit kontrolliert er dein Verhalten.
Das nennt man auch psychsiche Gewalt.
Drohungen sind psychische Gewalt.
Auch wenn der Täter dir "nur" droht, ist das psychische Gewalt.
Er nutzt damit aus, dass du verletzlich oder abhängig bist.
Zum Beispiel:
- Du kennst dich nicht gut im deutschen Rechtssystem aus.
Er droht, dir die Kinder wegzunehmen, wenn du dich trennst. - Dein Aufenthaltsstatus ist unsicher.
Er droht damit, ihn zu gefährden. - Du hast keine eigene Wohnung.
Er droht dir, dich von zu Hause wegzuschicken. - Du bist lesbisch, bisexuell, trans oder queer.
Er droht, dich bei deiner Familie oder bei deiner Arbeit zu outen. - Er droht damit, dich, sich selbst oder Menschen, die dir wichtig sind, zu verletzen.
Für viele Betroffene ist es sehr schwer, sich aus der Situation zu befreien.
Selbst wenn du dich aus der gewaltfreien Situation befreien willst, gibt es viele Hindernisse:
- Du findest keine eigene Wohnung.
- Du hast alleine nicht genug Geld, um ohne Armut zu leben.
- Du hast dem Täter gemeinsame Kinder.
Du willst nicht, dass die Kinder ohne Vater aufwachsen müssen.
Oder du fühlst dich verpflichtet, dass die Kinder den Vater regelmäßig sehen können. - Du hast Angst, dein soziales Umfeld zu verlieren.
- Der Täter verspricht immer wieder, sich zu bessern.
Er ist dann eine zeitlang besonders lieb oder macht dir viele Geschenke.
Du hoffst, dass er sein Versprechen hält.
Man nennt das auch das Rad der Gewalt.
Es gibt also viele Gründe, warum du die Gewalt länger aushältst. Niemand darf dir deswegen Vorwürfe machen.
Wenn die Gründe nicht nur von deinen eigenen Entscheidungen abhängen, sondern es anderen Personen in deiner Situation genauso geht, nennt man das strukturelle Gründe.
Drohende Armut und Wohnungsmangel sind häufige strukturelle Gründe.
Wir wollen mehr Menschen erreichen.
Häusliche Gewalt kommt in allen gesellschaftlichen Gruppen vor. Das heißt, ob du Gewalt erlebst, ist unabhängig davon,
- wie alt du bist
- welcher Religion du angehörst
- wo du herkommst
- ob du studiert hast oder
- wie viel Geld du hast.
Viele Betroffene können sich mit dem vorherrschendem Bild des "hilflosen Opfers" nicht identifizieren.
Zurecht: Es ist sehr mutig, sich Unterstützung zu suchen!
Die allermeisten Frauen, die Häusliche Gewalt erleben, sind nicht hilflos. Zum Beispiel:
- Du bist erfolgreich in deinem Beruf.
- Du bist selbstbewusst.
- Du bist eine tolle Freundin, Schwester oder Mutter, auf die andere sich verlassen.
- Du sprichst mehrere Sprachen.
Viele wissen nicht, dass das, was sie erleben, schon Gewalt ist. Vor allem, wenn die Gewalt nicht körperlich ist.
Deswegen ist es uns wichtig, zu erklären, dass Gewalt viele Formen haben kann.
Und wir wollen wollen auch ein Bild von Häuslicher Gewalt vermitteln, das mehr Betroffene anspricht.
Häusliche Gewalt ist weit verbreitet. Alle drei Minuten erlebt eine Frau in Deutschland Häusliche Gewalt.
Niemand muss sich dafür schämen, Gewalt zu erleben.
Die einzigen, die sich dafür schämen sollten, sind die Täter.
Wir danken unseren Kooperationspartner*innen
Unsere Kampagne "wir sind für dich da" wird in Kooperation mit Ströer Deutsche Städte Medien GmbH durchgeführt.
Ab dem 3.12.24 werden die drei Plakatmotive über den Verlauf von drei Monaten an insgesamt 155 Orten in Berlin und Brandenburg zu sehen sein.
Der Videospot wird am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25.11.24) und und zum Kampagnenstart am 3.12.24 an hochfrequentierten Bahnhöfen in Berlin gezeigt.
Die Kampagne wird ermöglicht durch die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung.
Die BIG Hotline betreiben wir in Kooperation mit den Berliner Fachberatungs- und Interventionsstellen: Bora, Frauentreffpunkt, Frauenraum, Interkulturelle Initiative und Frauenberatung Tara sowie der BIG Clearingstelle.